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Donnerstag, 29. November 2012

Verschobene Termine, zukünftige Korsetts und plötzliche Sitzungen


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Gestern wurde ich nach der fünften Stunde von meinem Vater von der Schule abgeholt.
Wir fuhren nach Zehlendorf zum Emil-von-Behring-Krankenhaus und betraten zwanzig Minuten zu früh, um 13:10 Uhr, die Orthopädischen Werkstätten.


Eine Frau an der Anmeldung trug mich in der Warteliste ein und wir durften uns in den Raum nebenan setzen. Nach ca. 40-minütigem Warten sagte jemand auf einmal meinen Namen, es war auch eine Sekretärin von der Orthopädie. Sie fragte mich, ob ich schon drangewesen sei. Ich sagte nein und sie ging sich noch einmal "erkundigen".
Mein Vater erhielt kurz darauf einen Anruf und musste auf den Gang telefonieren gehen, da es unten in der Werkstatt nur sehr schlechtes Netz gab. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr z.B. mit eurer Mutter an der Kasse im Supermarkt steht, sie auf einmal sagt, sie gehe noch schnell etwas holen und ihr sollt hier warten? Ungefähr so hat es sich angefühlt. :D
Allerdings kam mein Vater rechtzeitig wieder, und einige Zeit später wurde ich erneut aufgerufen, jedoch nicht vom Chef-Korsettbauer Herrn Nahr, wie wir erwartet hatten, sondern von einem anderen, den ich schon von öfteren Besuchen und meiner Korsett-Eingewöhnungszeit im Krankenhaus kannte. 
Er sagte zu mir und meinem Vater, dass Herr Nahr leider erst wieder gegen 15:30 Uhr oder 16:00 Uhr Zeit hätte . Innerlich war ich leicht verärgert, da wir ja extra den Termin von letzter Woche verschoben hatten, um heute bei ihm in Behandlung zu sein, da es schließlich um ein neues Korsett ging (siehe vorigen Post).

Dennoch willigten wir ein, dass sich der andere Korsettbauer "Snow White" (so habe ich mein Korsett getauft) einmal ansah. Wenn es gar nicht mehr passen sollte, könnte er das schließlich auch sehen und wir hatten beide keine Lust, noch länger zu warten und dann wahrscheinlich wieder einen neuen Termin auszumachen, wie es schon einmal passiert war. 
Also folgten wir ihm in einen der Behandlungsräume, damit er sich mein Korsett und mich darin ansah. Als erstes fragte er uns, ob es von der Firma hier wäre, was bedeutete, dass er mich und meinen Vater nicht wiedererkannt hatte. Darüber war ich sehr erleichtert, da wir bei ihm vor einiger Zeit schon mal in Behandlung gewesen waren und danach fast umgefahren hätten, als wir aus der Parkanlage und er von rechts mit seinem Fahrrad angeradelt kam. Zum Glück war dabei nichts Schlimmes passiert und es blieb bei einem entschuldigenden Zunicken.

Er markierte einige Stellen und wollte wissen, ob das Korsett z.B. am Becken zu sehr drücke. Ich sagte nein und sollte einmal tief Luft holen, damit er sehen konnte, ob zwischen meinem Rücken und dem Plastik genug Freiraum war. Außerdem nahm er noch unser Rezept für das neue Korsett entgegen und sagte, dass er mein altes erst ändern und es sich danach noch einmal ansehen wollte. Er war sich aber sicher, dass das Korsett bis Februar, also meinem nächsten halbjährigen Kontrolltermin, voraussichtlich noch einigermaßen passen wird.
Wir sollten in ungefähr zwanzig Minuten wiederkommen, dann wäre er soweit mit den Bearbeitungen fertig. Die Zeit des Wartens nutzten mein Vater und ich und gingen nach oben zur Anmeldung, um ein neues Krankengymnastik-Rezept zu beantragen, das jetzt komischerweise nur noch 12 Mal verschrieb anstatt 20 Wochen, wie meine Physiotherapeutin schon bemängelt hatte. Danach wollten wir der Cafeteria noch einen Besuch abstatten. Auf dem Gang sagte mein Vater plötzlich: "Ah, da ist er ja!" und ich sah gerade noch Herrn Nahr in Richtung Werkstatt um die Ecke biegen. Mein Vater vermutete, dass er zu einer Sitzung unterwegs war, da er erst so spät wieder konnte und es anscheinend sehr eilig hatte. Dies bestätigte sich später, als wir nach einer gut schmeckendem heißen Schokolade und einem leider nicht sehr delikatem Cappuccino erneut im Warteraum saßen und ein Gespräch zwischen der Sekretärin und einem Patienten mithörten.

Schließlich kam auch der andere Korsettbauer und sah es sich noch einmal an mir an, zog es sehr fest und fragte mich, ob es ging. Er hatte unter der Schulter und der Brust etwas abgetrennt und es so bearbeitet, dass ich am Rücken mehr Freiraum hatte zum Atmen (was er noch einmal überprüfte) und dass sich links und rechts die Plastikteile vom Korsett besser überlappten. Als ich sagte, es sei alles so weit in Ordnung, markierte er die Stellen, bis wohin ich das Korsett zuziehen sollte, wünschte uns eine frohe Weihnachtszeit, wir bedankten uns und gingen.
Mein "Korsi" saß jetzt etwas strammer, das war etwas
ungewohnt, aber ansonsten hatte ich keine Beschwerden.

Mein nächster Kontrolltermin ist am 11. Februar 2013.
Dort werde ich vermessen und mein neues Korsett wird angefertigt, das dann voraussichtlich Anfang April fertig sein wird.
Bis dahin werde ich natürlich weiter berichten, wie sich die Dinge entwickeln.

Die nächsten Tage soll es regnen - oder sogar schneien. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber meine Stimmung ist sehr vom Wetter abhängig.
Ich hatte die letzten Tage oft kleine Tiefs, aber ich habe geschafft, sie zu überwinden und versuche optimistisch in die Zukunft zu blicken. Auch, wenn bis jetzt noch kein Ende meiner Korsett-Therapie in Sicht ist: mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute, jeder Sekunde komme ich ihm näher.
Ich werde alles daran setzen, dass dieses Ende bald sein wird.

Und ich weiß, dass ich auf dem Weg dahin nicht allein sein werde.

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