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Freitag, 26. August 2011

Frei sein...

Da ich heute nur vier Stunden Unterricht hatte und das Wetter sehr warm war, durfte ich ohne Korsett in die Schule. Also nutzte ich die Gelegenheit, um mein Kleid aus Paris, das ich in den Osterferien gekauft hatte, anzuziehen. 
Endlich fühlte ich mich normal, wie alle anderen Mädchen in meinem Alter - ich fühlte mich frei. Frei von dem Wissen, anders zu sein. Frei von der Sorge, dass jemand mein Korsett bemerkt und einen blöden Kommentar dazu sagt.
Ja, heute war ich vier Stunden lang frei. Ich verdrängte den Gedanken, dass mein Korsett zu Hause in meinem Zimmer auf mich wartete, auch wenn das nicht so leicht war. Und ich wusste, dass dies einer meiner seltenen Tage war, in denen ich mein Korsett nicht in der Schule anhatte.

Doch eines Tages werde ich es nicht mehr brauchen. Dann werde ich für immer frei davon sein. Fragt sich nur, wann dieser Tag ist...

Mittwoch, 24. August 2011

Mein erster Kontrolltermin

Heute war ich seit langem wieder mal im Krankenhaus. 
Diesmal, weil ich gegen 9 Uhr einen Kontrolltermin hatte. 
Als erstes musste ich in die...

Korsettwerkstatt, wo mein Korsett noch etwas verändert wurde. 
Das dauerte ca. zwanzig Minuten, in denen ich mit meinem Vater in dem Raum saß, wo ich das erste Mal mein Korsett angezogen hatte. Ich vertrieb mir die Zeit mit Fliesen zählen, mir den Katalog mit Mustern für Korsetts anzuschauen, herumzulaufen und mit meinem Vater zu reden. Als schließlich der Mann mit meinem Korsett wiederkam, sagte zu er mir, dass er mein Korsett oben im Brustbereich etwas abgeschleift und ein zusätzliches Polster eingesetzt hätte. Außerdem machte er mir noch einen Strich an die Stelle, bis wohin ich es jetzt zuziehen soll.
Dann wurden wir weitergeleitet zum...

Röntgen, dort wurde ich mit Korsett geröngt. Das ging sehr schnell. Die Frau schickte mich wieder raus und meinte, ich solle noch warten, bis sie uns bescheid gäbe, dass wir gehen können. Also warteten wir. Und warteten... und irgendwann kam die Frau und meinte: "Ach ja, genau, Sie können jetzt übrigens gehen." Sie hatte nämlich vergessen, uns wegzuschicken. Na ja, dann mussten mein Vater und ich noch mal zur Anmeldung und wieder warten. Ich spielte auf seinem Handy ein Spiel und las mir bestimmt schon zum hundertsten mal meine Unterlagen über meine Skoliose (die wir in einer Plastikfolie sammeln) durch, dann ging es endlich zum...

Meine Wirbelsäule
Arzt, der uns die Bilder meiner Wirbelsäule zeigte. Und die supergute Nachricht: Meine Skoliose hat sich innerhalb von sechs Wochen von 42° auf 27° verbessert - also insgesamt 15°! Allerdings weiß ich meine Gradzahl ohne Korsett nicht. Dafür müsste ich es ca. eine Woche nicht tragen und dann geröntgt werden, doch natürlich wollten wir uns ansehen, was für Fortschritte ich MIT Korsett mache.
Nachdem er uns die Werte gezeigt hatte, wollte der Doktor noch meine Größe messen, und schickte uns schon wieder nach unten in die Werkstatt, da noch etwas an meinem Korsett korrigiert werden musste. Diesmal sollte sich jedoch der Chef-Korsettbauer das Ding ansehen.
Insgesamt sollte die Wartezeit jedoch 1 Stunde betragen, also gingen mein Vater und ich uns in der Kantine etwas Nervennahrung holen. Eine heiße Schokolade, eine Brotbox und einen Schokomuffin später waren wir also wieder in der Werkstatt anwesend. Da mussten wir aber erfahren, dass der Chef heute doch keine anderen Patienten empfangen konnte, da er zu viel zu tun hatte. Das bedeutete: Noch einen weiteren Termin ausmachen...
Tja, und das war mein kleiner Ausflug ins Krankenhaus. Gegen Ende der sechsten Schulstunde kam ich in die Klasse und konnte also noch ein bisschen vom Unterricht mitkriegen.... 
 

Montag, 15. August 2011

Korsett = Monster... ich= Monster?

Heute war mein erster Schultag mit Korsett. Ich wusste schon, dass einige bemerken würden, dass sich irgendetwas an mir verändert hat, beispielweise, dass meine linke Schulter weiter oben war als die rechte oder etwas merkwürdiges an meinem Schulterblatt rausstand. Nun ja, und in der Tat hat sich meine Vorahnung erfüllt. 
Ein paar von meinen Freundinnen hatte ich eh schon von dem Korsett erzählt (eine hatte es auch schon in den Ferien zu Gesicht bekommen). Ein paar boxten auch dagegen - und schüttelten mit schmerzverrzertem Gesicht die Hand. Ein anderes Mädchen, das hinter mir saß, bekam total den Schreck, als sie sah, dass etwas an meiner linken Schulter rausstand. Als ich sie aufklärte, bezeichnete sie mich sogar als "Alien". Das war sozusagen die schlimmste Bemerkung, die je über mein Korsett (und mich) gemacht wurde.
Am liebsten hätte ich es gleich hinter mich gebracht, der ganzen Klasse von meinem Korsett zu erzählen, damit es keine Missverständnisse mehr gibt. Spätestens in der Sportumkleide (wo ich mein Korsett ausziehe) werden meine Klassenkameradinnen es eh merken.

Doch bevor es so weit ist, möchte ich erstmal einen kleinen Vergleich hier niederschreiben, für alle, die mein Leben mit dem Korsett nicht ganz nachvollziehen können:

Im Prinzip ist ein Korsett wie eine feste Zahnspange. Am Anfang tut sie weh, und sie stört einen total, man kann nicht richtig damit essen (in meinem Fall laufen, schlafen etc.). Doch irgendwann, wenn man sie abnimmt, hat man wunderschöne gerade Zähne, und man ist froh, dass man es gemacht hat, Schmerzen hin oder her. 
Das Korsett ist zwar größer, aber man kann es abnehmen. Am Anfang habe ich es gehasst. 
Doch es ist einfacher, wenn man versucht, es als seinen Freund zu akzeptieren, auch wenn das jetzt vielleicht absurd klingt. Die Frage ist, wie du die Situation siehst: Entweder macht es dich zum Monster - oder du machst das Korsett zum Monster. 

Beides ist keine gute Einstellung. Versuche dich mit dem Korsett  anzufreunden - es wird dich nämlich auf ein paar Jahren deines Lebens begleiten, ebenso wie die Zahnspange.  

Sonntag, 14. August 2011

Neues Jahr, neuer Start...

Tja, morgen geht also die Schule wieder los. Ein neues Jahr beginnt, anders als je zuvor:

1. Ich habe ein Korsett, das ich auch in jedem Unterricht tragen werde, außer im Sportunterricht...

2. Neue Fächer finden statt - und alte verschwinden vom Stundenplan...

3. Neue - mehr oder weniger gute - Lehrer versüßen uns den Unterricht...

Na ja, und ihr werdet bestimmt noch mehr Dinge finden, die auf euch zutreffen. Für mich war's das fürs erste. 
Mein Urlaub war übrigens sehr erholsam. Bad Saarow ist ein wundervoller, stiller Ort, mit einer hübschen Promenade direkt am See, wo es nach frisch gemähtem Gras riecht und der Wind in den Bäumen raschelt. Von unserem Apartment aus sah man schon den Scharmützelsee in der Sonne glitzern... *-*...  
Die Zeit ohne Korsett habe ich meistens im Thermalbad neben unserem Hotel verbracht.
Im Kurpark habe ich außerdem das Glück gehabt, eine ganze Schwanfamilie aus nächster Nähe zu betrachten, unter anderem, wie Mama und Papa Schwan einen Hund angefaucht haben... 



Dienstag, 9. August 2011

ByeBye Berlin...!

Jaaa, ich habe es endlich geschafft, mit dem Korsett zu schlafen!
Und noch eine gute Nachricht:
Morgen verreise ich nach Bad Saarow am Scharmützelsee, ein Kurort.
Ich lebe dort drei Tage lang (zum ersten Mal in meinem Leben) in einer Suite in einem 4-Sterne-Hotel.
Nebenan gibt es ein grosses Thermalbad.
Das wird toll! Endlich mal raus aus Berlin! *-*