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Freitag, 25. Januar 2013

KorsiSisters-Kontrolle - Teil II "Erinnerungen über Erinnerungen"


Jetzt war es soweit: Wir besuchten unsere alte Station. Dort, wo Nati vor sieben Jahren und ich vor über einem Jahr einige Tage verbracht hatten, zur Gewöhnung an unser erstes Korsett. Wir gingen den Gang entlang, alten Erinnerungen nachhängend und Ermutigungsbriefe von Jugendlichen mit Korsetts an den Wänden betrachtend. Wir sprachen zwei Mädchen an und sie sagten, sie seien hier wegen ihrem Rücken, zur Gewöhnung an das Korsett, und wir wünschten ihnen viel Glück. 
Während wir weitergingen, hörte ich Nati oft "Oh mein Gott" sagen. Ihr ehemaliges Zimmer lag in diesem Abschnitt der Station und im Inneren war sie wieder die Siebenjährige, die weinend am Fenster saß, weil sie auf ihre Eltern wartete und sich die Tränen wegwischte, wenn sie ein Geräusch an der Tür hörte. Das kleine Mädchen, das sich nachts an ihre weiße Stoffrobbe klammerte und nicht einschlafen konnte, weil das Korsett so sehr wehtat und sie es nicht alleine ausziehen konnte, die ganze Nacht wachliegend und Tränen in den Augen vor Schmerzen. Das tapfere Mädchen, das jetzt gar nicht mehr so klein ist und gerade, nach sieben Jahren, wieder die schlimmsten Tage ihres Lebens durchlebt und ein wundervoller Mensch ist.

Wir durchquerten den Kinderspielraum, um auf die andere Seite zu gelangen. Dort war auch mein ehemaliges Zimmer. Der Gang, der Olivenhain und einfach alles ließen alte Erinnerungen auf mich einstürmen. Es war ein seltsames Gefühl, wieder dort zu sein. Ich fühlte mich wieder wie dreizehn, erinnerte mich an Dinge, die sich hier abgespielt hatten. 

Ich, bei der Anmeldung von Station 15, wo mich eine nette Krankenschwester mit den Worten: "Ah, hallo, bist du ein Korsettmädchen?" begrüßt. Ich, auf dem Weg zur Krankengymnastik mit meiner Therapeutin. Ich, als ich das erste Mal mein Korsett anhabe und eine Schulter extrem hochgedrückt wird, einem Mädchen aus meinem Zimmer zuwinkend, das kein Wort deutsch versteht und mich komisch hinter der Glasscheibe ansieht, während sie im Olivenhain sitzt. Meine kleine Korsettfreundin namens Luciana mit südamerikanischer Abstammung und ich, wie wir zu den Wägen mit den Teetassen hüpfen und lachend "It's Teatime!" rufen. Mein Korsettkumpel Florian und ich, wie wir im Olivenhain Kicker spielen. Ich, gerade von der Therapie kommend, wie ich meinem Patenonkel, den meine Eltern ins Krankenhaus mitgebracht haben, entgegenlaufe und ihm in die Arme springe. Meine Oma, die jeden Tag schon im Olivenhain auf mich wartet und sich mit der Mutter von Florian unterhält, die mit ihm ein Zimmer im Krankenhaus teilt, weil sie von weiter weg kommen. Der liebe Patenonkel meines Bruders, meine Mutter und ich, wie wir im Olivenhain sitzen, während  mir das Korsett fast die Luft abschnürt, und ich koreanische Snacks verspeise, wir viel Lachen und meine Mama sagt: "Hannah hat trotz allem nicht ihren Humor verloren - Das ist ein gutes Zeichen."








Es war wirklich ein wunderschönes, einmaliges Erlebnis mit dir Nati, und ich hoffe auf noch viele weitere dieser Art! Nächstes mal gehen wir auch noch in die Cafeteria und betreten den Olivenhain, der zu der Zeit schon dunkel und geschlossen war. Ich freue mich schon darauf! 

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