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Dienstag, 4. August 2015

Dresden, blaue Boxen & Asiatenzeichen #wireinander


Als Nati und ich uns am Morgen ihres 17. Geburtstags in unseren gemeinsamen Mailaccount einloggten, ahnten wir noch nicht, was für eine großartige Überraschung dort auf uns warten würde: Wir hatten eine Nachricht von der Firma Endemol Beyond bekommen, welche durch unseren gemeinsamen YouTube-Channel auf uns aufmerksam geworden war. Sie hätten Interesse daran, unsere Geschichte in einem Video mit einem kleinen Kamerateam zu verfilmen, im Rahmen einer Kampagne namens #wireinander der Techniker Krankenkasse.
Doch nun stellte sich die Frage...


Was ist #wireinander eigentlich?

 
Die Idee hinter der Kampagne ist, dass Menschen über gesundheitliche Vorfälle berichten, die ihr Leben grundlegend verändert haben. Bei Nati und mir stellte diesen Wendepunkt die Skoliose dar und unsere besondere Freundschaft, die sich daraus entwickelt hat. Für uns beide war es sehr aufregend, ein Teil des Projekts zu sein, da bereits von bekannten YouTubern wie Julien Bam, Unge, Dner & Co. Videos zu #wireinander gedreht wurden. Dieses Jahr sollte eher auf die Community eingegangen werden und deren persönliche Geschichten, darunter auch unsere. 


Gar Nichz, MrTrashpack, Shortcuts, Dner, Ju, Unge, Allwissend & Ooobacht
 
Die Kulisse der #wireinander-Videos waren verschiedene deutsche Städte, und da für unsere Heimat Berlin schon jemand gefunden worden war, ging es für Nati und mich ins schöne Dresden.
Jedoch gab es bei mir organisatorische Schwierigkeiten, denn ich musste zwischendurch wegen einer Leistungskurs-Klausur nach Berlin fahren. Zum Glück konnte mein Vater uns teilweise hin und zurück kutschieren, da er ein paar Tage die Woche in der sächsischen Hauptstadt arbeitet, was uns einiges erleichterte.
 



Die Drehtage 

TAG 1, Dresden

Nati übernachtete am Vorabend bei mir, und am nächsten Morgen fuhren wir dann zusammen mit meinem Vater nach Dresden.  
Nachdem Nati ins Hotel eingecheckt hatte, erkundeten wir das Elbufer sowie die Alt- und Neustadt, wo wir uns dann in einem sehr guten Restaurant mit hausgemachten Nudeln und Limonade für den bevorstehenden Dreh stärkten.

Die #wireinander-Crew
Einige Stunden später lernten wir im Hotel dann schließlich das Team kennen. Vor unserem Aufeinandertreffen hatten Nati und ich bereits mehrmals mit dem Kameramann Michi geskyped und uns mit ihm ausgetauscht sowie Fragen des Interviews besprochen. Die Mitwirkenden waren alle noch recht jung, humorvoll und trotz des Zeitdrucks und Komplikationen stets gut gelaunt und geduldig, was für eine angenehme Atmosphäre während des Drehs sorgte. Unsere beiden Kameraleute, Michi & Khoi, haben zudem wie ich asiatische Wurzeln, was dazu führte, dass das typische Touristen-Peacezeichen unser aller Insider wurde.✌️ 

Da ich abends wieder mit dem Bus nach Berlin zurückfahren musste, nahmen wir zuallererst meine Schnittbilder auf.
Im Drehbuch stand so gut wie immer, dass ich gerade irgendwo mit dem Longboard langfahren sollte, worüber ich ziemlich erstaunt gewesen war, als ich das Skript zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte. Beim Skypen erklärte mir Michi jedoch, dass er aufgrund unseres Outfit-Videos davon ausgegangen war, dass ich gut Skateboard fahren kann. Wie einige von euch wahrscheinlich wissen, hatte ich jedoch extra für das Video zwei Tage vorher skaten gelernt und noch nie in meinem Leben ein Longboard bestiegen. 

Aber zum Glück gab es die liebe Mira, eine Freundin von mir, die uns behilflich sein konnte: Sie lieh mir ihr wunderschönes Board für die Tage und mein Bruder gab mir ein wenig Unterricht darin, “cool und lässig" darauf auszusehen, was mir mehr oder weniger gelang. Mit meinen paar Stunden Fahrerfahrung ging es dann über die etwas holprigen Straßen von Dresden.
"Fahr möglichst geradeaus." "Ich versuch's..."
Den Rest der Zeit lief ich an Sehenswürdigkeiten vorbei, durfte genüsslich - und unter den Witzen Michis mein Lachen verkneifend - ein Eis verzehren, eine Münze in einen Brunnen hineinwerfen (eine spontane Idee von mir) und nachdenklich in die Ferne schauen. Dabei wurde ich auch das ein oder andere Mal - wie könnte es anders sein - von asiatischen Touristen fotografiert, die wahrscheinlich dachten, ich wäre ein Star aus einer Serie oder so. :D

Zum Abschluss drehten wir noch einige Szenen am Platz vor der Semperoper, an der Nati und ich uns vor laufender Kamera treffen, begrüßen und zusammen weggehen sollten.  Als wir dies im
Begegnung am Opernplatz
Kasten hatten, war der Dreh für den Tag erstmal geschafft.
Danach ging es für mich wieder zurück mit dem Bus nach Berlin, und ich war etwas traurig darüber, den Abend nicht mit unserer #wireinander-Truppe und Nati verbringen zu können, die jetzt essen gehen würden und danach ins Hotel, wo meine KorsiSis ein Einzelzimmer hatte. Jedoch musste ich unwillkürlich grinsen, als mir Nati ein Bild schickte mit den Worten, sie seien in Gedanken bei mir:

#asianpower ❤️



 
TAG 2, Dresden

Auf dem Weg nach Dresden
Während ich also Freitagmorgen eifrig meine Klausur schrieb, verbrachten die anderen den Tag damit, Natis Schnittbilder einzufangen. 
Wir hielten uns gegenseitig auf dem Laufenden, und ich bekam während meiner zweistündigen Busfahrt regelmäßig Neuigkeiten von ihr darüber, wie weit sie gerade waren. 
In Dresden angekommen nahm ich ein Taxi, das ein junger Mann mit starkem sächsischem Akzent fuhr, welcher mich zum Opernplatz bringen sollte. Mein Vater und das #wireinander-Team erwarteten mich bereits, Michi & Khoi standen auf einem gegenüberliegenden, hohen Turm, und winkten mir von oben zu. Leider durfte man von dort nicht filmen, also kamen sie wieder herunter.

Nati überraschte mich außerdem mit einem Geschenk, anlässlich unseres Freundschaftsjubiläums, denn vor genau drei Jahren hatte sie mich das erste Mal im Skoliose-Info-Forum angeschrieben. Ich schloß die Augen und als ich sie wieder öffnete, war mein Hals geschmückt von einer Kette mit einem Edelstein daran, dem Tigerauge. Wir hatten beide nämlich am Vortag die kleinen Stände mit Schmuckstücken bewundert, welche in der Altstadt Dresdens zu finden sind, und Nati hatte für uns beide fast identische ausgesucht. Ich freute mich sehr über die Geste, denn für uns hat der Edelstein eine besondere Bedeutung und gleichzeitig war es ein schönes Andenken an unsere gemeinsamen Tage in Dresden.

Inzwischen hatten sich Grüppchen von Kindern und Jugendlichen um uns herum versammelt, die fast alle mit Longboards und Emoji-Shirts ausgestattet waren. Wir hatten ihre Aufmerksamkeit vermutlich durch die typisch blaue #wireinander-Box auf uns gezogen, welche immer im Hintergrund bei den Kampagnen-Videos ihren Platz einnimmt. Einige von ihnen fragten uns, wo denn Julien Bam sei, ein YouTuber, der die Daten der #wireinander-Tour in einem Video angesagt hatte. Leider handelte es sich um ein Missverständnis, denn er selbst war nicht anwesend. Ein paar schüchterne, kleine Mädchen hatten sogar extra Geschenke für ihn mitgebracht, und da Khoi ein alter Freund von Ju ist und ihn eh mal wiedersehen wollte, nahm er diese an sich, um sie ihm später zu überreichen. 

Trotz allem hatten viele von ihren großen Auftritt: Sie wurden mit der blauen Box in der Hand gefilmt, konnten Fotos damit schießen und ihre persönliche Geschichte auf sozialen Plattformen wie Twitter und Instagram unter dem Hashtag #wireinander teilen. 


Für Nati und mich ging es dann schließlich weiter mit dem Drehen, weshalb wir uns auf zu den Elbwiesen machten. Auf dem Weg dahin wollten Khoi und Michi uns beide filmen, wie wir über eine Brücke schlendern, also stellte ich mein Korsett kurz auf dem Boden ab. Wir waren schon ein Stück gelaufen, als ich auf einmal bemerkte, dass niemand es mitgenommen hatte, und hetzte panisch zurück. Zum Glück war es noch da, nur hatte es ein wenig Gesellschaft bekommen: Eine ältere Frau im Rollstuhl und ihre Begleiterin sahen das mit Zebrastreifen gemusterte Plastikteil verwundert an und ich erklärte ihnen den Zweck, worauf die Frau meinte, sie hätte schon so etwas in der Richtung vermutet.

Am Elbufer angekommen, wurden wir einzeln und zusammen interviewt zu unserer Freundschaft, dem Kennenlernprozess und unserem Weg mit der Skoliose. 

Es dauerte relativ lange zu filmen, da ständig Züge mit lautem Rattern vorbeifuhren, der Wind stark wehte oder ein Eiswagen seine dudelnden Melodien in Dauerschleife abspielte. Der südländische Fahrer sah uns grinsend an und ich zeigte ihm und einigen neugierig herüberschauenden Radfahrern das ✌️-zeichen, worauf sie lachend zurückwinkten.  

Die Sonne stand inzwischen schon ziemlich tief und warf ungünstige Schatten, so dass mein Vater, der fast zwei Meter groß ist, sich längere Zeit als Blende davorstellte, was sehr lustig anzusehen war.  Zusätzlich sponn die Kamera noch etwas herum, was dazu führte, dass mein Gesicht "ausgefressen" aussah (Zitat Khoi), was auch immer das bedeutet... :D

Zum Abschluss improvisierten Nati und ich noch ein wenig für unsere gemeinsamen Szenen, die wirklich sehr schön geworden sind.
Nun war es Zeit, Abschied zu nehmen: Wir umarmten uns alle nochmal ganz feierlich und bekamen eine blaue Box geschenkt. Nati und ich stiegen zu meinem Vater ins Auto und ließen die Fenster herunter, um den vieren beim Wegfahren noch unser Asiatenzeichen zu zeigen, was sie strahlend erwiderten. Jedoch sollte es nicht das letzte Mal sein, dass wir voneinander hörten…
 



TAG 3, Berlin

Einige Wochen später bekamen Nati und ich auf einmal eine Nachricht von Michi, dass die Krankenkasse angeordnet hätte, unsere Interview-Szenen und ein paar O-Töne nochmal neu zu drehen, da man uns an der Elbe akustisch nicht so gut verstanden hatte und es etwas kompakter werden sollte. 

On the way to Endemol
Also machten wir uns auf den Weg zu Endemol Beyond in Berlin-Treptow, wo die liebe Redaktionsleiterin Katja, welche auch mit in Dresden gewesen war, uns bereits erwartete. Sie führte uns ein wenig herum in dem alten Fabrikgebäude, welches gleich neben den Sendern MTV und Nickelodeon stand, und erzählte uns, dass ihr Büro unter dem von Circus Halligalli liegen würde. 
Anschließend setzten wir uns in einen kleinen Raum und wurden mit selbstgebackenen Keksen von Katja versorgt, welche uns nochmal den Ablauf der Fragen erklärte und den neuen Kameramann vorstellte.  
Dieses Mal sollten wir gleich zusammen interviewt werden und beantworteten die Fragen, so gut es ging. Jedoch war es schwierig, sich dabei gleichzeitig fließend und knapp zu äußern, weswegen Katja vorschlug, dass wir einfach mal drauf los erzählen sollten, was wir seit unserer Diagnose alles erlebt hatten. 

Nacheinander berichteten wir also von unseren Erfahrungen und Erinnerungen mit der Skoliose, und ich empfand es irgendwann so, als ob die Kamera gar nicht mehr da wäre und ich alles Katja erzählen würde, die uns ermutigend & verständnisvoll zunickte.
Daraufhin gingen wir zwei Stockwerke höher, wo wir in einem Raum Shooting-Szenen nachstellten, was sehr witzig für alle Beteiligten war. Neben zahlreichen Perücken und Kostümen fanden wir eine Cap mit der Aufschrift „Klaus“, der Vorname unseres Korsettbauers Herr Nahr, was mich und Nati sehr amüsierte. 
Danach gingen wir in das Büro von Katja, an deren Computer wir auch noch einige Szenen filmten. Neben ihr arbeitete gerade ein sympathisch wirkender Typ an einem Video. Er stellte sich uns als Dave vor und animierte uns dazu, seinen YouTube-Channel "Ghostpictures" zu abonnieren. Er ist inzwischen auch ein Fan der KorsiSisters und hat schon das ein oder andere Mal mit lieben Worten unter unseren Videos oder Bildern auf Instagram (@korsisisters) kommentiert. Falls du das hier liest, viele Grüße an dich!

Katja brachte mich und Nati noch hinunter zum Ausgang und wir verabschiedeten uns von ihr. Sie sagte, sie würde uns sofort Bescheid geben, wenn das Video online sei, was sie dann auch tat. Und hier könnt ihr das Endergebnis bewundern:





Einige Szenen wurden leider nicht mit hineingenommen, unter anderem wo ich Longboard fahre, was aber wahrscheinlich besser so ist, da ich mich wohl sonst als ziemlich unfähig entlarvt hätte. :D 
Falls ihr noch ein paar Behind-the-scenes-Aufnahmen sehen wollt, findet ihr hier ein kleines Video dazu von Nati und mir.
Wir beide freuen uns jedenfalls sehr über das Resultat und sind unglaublich dankbar dafür, neben fünf anderen Leuten aus ganz Deutschland ein Teil von #wireinander sein zu dürfen. Wir haben schon viel positives Feedback dazu bekommen und hoffen, dass sich uns in Zukunft noch so einige weitere Türen öffnen werden.


Bis bald,
Eure Hannah


Khoi, Nati, Hannah, Michi, Lisa & Katja (v.l.)