Die letzten Schneereste sind weggetaut, die Temperaturen klettern endlich über 10°C und ab und zu scheint zwischen der Wolkendecke auch mal die Sonne vom blauen Himmel. Klingt wie der tägliche Wetterbericht, ist aber eine Einleitung des ersten Eintrags von diesem Jahr, mal abgesehen von dem großen Doppelpost über die gemeinsame Korsett-Kontrolle von Nati und mir.
Also: Euch allen ein gesundes, erfolgreiches 2013! Ich hoffe, ihr hattet einen guten Rutsch. Wir Berliner dürfen jetzt noch eine Woche Winterferien genießen, danach steht bei mir noch eine Woche Schule, darauf zwei Wochen Betriebspraktikum an. Und ich habe schon einiges unternommen...
Am Samstag nach den Halbjahreszeugnissen kam Nati zu mir nach Berlin. Nachdem ich sie vom S-Bahnhof abgeholt hatte, versuchten wir uns zu Hause erneut am Videodrehen für unseren Youtube-Kanal, was leider nicht so erfolgreich war. Mein dreizehnjähriger Bruder half uns zwar mit den Einstellungen des Camcorders, den ich zum zwölften Geburtstag bekommen und so gut wie nie benutzt habe, dafür gab er aber dauernd während des Drehens immer irgendwelche Kommentare ab und die Lichtverhältnisse waren auch nicht die besten. Deshalb entschieden wir uns dafür, lieber an unserem Vorstellungsvideo zu arbeiten, das ich auf dem Laptop hatte. Wir hatten viel Spaß dabei und machten, wie man uns kennt, eine Menge verrückter Fotos. :D
Da meine Eltern an dem Wochenende beide unüblicherweise nicht zu Hause waren, gingen wir zu meinen Großeltern Abend essen, die nur eine Straße weiter wohnen. Es wurde ein schöner Abend und Nati und ich gingen danach wieder nach Hause, wo wir weiter arbeiteten. Jap, Samstagabend, sturmfrei und keine Party machen - vorbildlich, nicht wahr? Gegen zwölf quatschten wir noch ein bisschen, dann schliefen wir irgendwann ein, denn am nächsten Tag war Kirche angesagt. Bestimmt denkt ihr jetzt an leere Reihen, Leute die lustlos "Aaaameeen" leiern und einen grauhaarigen alten Pastor, der die ganze Zeit mit seiner einschläfernden Stimme irgendetwas von Jesus und dem Weltfrieden redet und dass wir alle Sünder sind. Nun ja, meine Kirche ist etwas anders. Um es vorneweg zu nehmen: Es ist keine Sekte.
Der Gottesdienst findet in einem Rittersportsaal des CinemaxX-Kinos am Potsdamer Platz statt. Wahrscheinlich fragt ihr euch: Hä? Warum im Kino? Also kurz zur Erklärung: Es gibt die Landeskirchen, das heißt, sie werden vom Staat bezahlt für ihren Job. Sie sind in "richtigen" Kirchen untergebracht und leider ist es meistens tatsächlich so, wie oben beschrieben (leere Reihen, leiernde Leute etc.). Diese Kirchen sterben langsam aus, die Jugendlichen kommen meistens nur noch dahin, weil sie Konfirmation machen, die Gottesdienste sind eher von älteren Leuten besucht. Dann gibt es noch die Freikirchen. Sie sind hauptsächlich protestantisch bzw evangelisch und leben allein von den Spenden. Demnach müssen sie auch viel zu bieten haben, das heißt: Lebendigen Lobpreis (Liedersingen), eine mitreißende Predigt und eine gute Gemeinschaft. Außerdem müssen sie sich selber eine Location suchen und dafür Miete zahlen, ebenfalls von den Spendengeldern. Und in diesem Falle ist es ein Kinosaal.
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BICC (Berlin International Community Church) |
Die Leinwand dient dazu, die Songtexte und Bibelverse an die Wand zu werfen und kurze Filme zu zeigen. Vorne sind das Schlagzeug, die Gitarren, ein Keyboard, Verstärker und Mikros für die Solosänger und den Chor aufgestellt, dem "All Nations Choir", in dem alle möglichen Länder vetreten sind. Denn meine Gemeinde ist international, das heißt der Gottesdienst ist auf englisch, ebenso der Lobpreis, allerdings singen wir manchmal auch deutsche Lieder. Und die Lieder sind hauptsächlich moderner, also beispielsweise von Bands wie Hillsong, Jesus Culture und Israel Houghton, an Weihnachten darf's natürlich auch mal klassisch werden. Man bekommt richtig Lust mitzusingen, die Songs sind meistens einfach gestrickt. Es ist die erste Gemeinde, in der ich mich als Jugendliche wirklich angesprochen fühle. Die Predigt hält so gut wie immer der Pastor Steve Mack, der steht "Aaaameeen" "Eymen" sagt - englisch halt. :D Er und seine Familie sind vor acht Jahren aus Amerika nach Berlin gekommen und haben diese Gemeinde gegründet.
In die Kirche bin ich eine Zeit lang nur mit meiner Familie gegangen, doch irgendwann nahm ich mal meine Freundin Lil, die in meine Klasse geht, zur BICC mit. Ihr hat es auch total gefallen, seitdem gehen wir immer zusammen dahin. Wir treffen uns meistens schon früher, und beim Kaffetrinken vor dem Kinosaal lernt man eine Menge netter Leute kennen, die einen da einfach anquatschen. Darunter waren schon Türsteher, Leute, die dort mitwirken oder einfach Menschen, die neu oder schon länger in der Gemeinde sind. Und seit kurzer Zeit nehmen Lil und ich auch unsere anderen Freundinnen mit in die Kirche, die schon alle ganz gespannt sind. Seitdem wir zusammen zur BICC gehen, sind Lil und ich immer mehr zusammengewachsen, und wir helfen uns in allen möglichen Lebenslagen und sind füreinander da, wenn es uns mal nicht so gut geht. Der Glaube hilft mir auch sehr im Leben, vor allem meine Skoliose zu überstehen und nicht die Hoffnung aufzugeben, wenn mal alles schief läuft.
So, und diesen Sonntag ging's dann zur Kirche mit meiner Korsi- und meiner Kummer-Church-Sis, außerdem kam noch überraschenderweise unsere Freundin Dani, die in unsere Klasse geht, und ihre französische Austausch-Schülerin.
Nati hat es ebenfalls hat es sehr gut gefallen, was mich freut!